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Michael Pretterebner kam am 2. August 1989 zur Welt. Er verstarb an Substitol am 3. November 2005 knapp 16-jährig in Wien!

Michael besuchte ein Sportrealgymnasium in Wien. Er spielte Handball in einem Verein. In der dritten Klasse kam es durch den Religionslehrer zur "Drogenaufklärung", worauf 2/3 der Kinder begannen, Cannabis anzubauen. Seinen ersten Joint bekam er ebenfalls in der Dritten - von der Mutter eines Schulkameraden. Michael war damals ca. 12,5 Jahre alt im Schuljahr 2001/2002. In dieser Zeit war ich noch ahnungslos, er rauchte nicht mehr als 1-3 Joints, die er niemals kaufen musste. Er wollte die Schule wechseln, da ihm angeblich der viele Sport zu schaffen machte. Ich selber bemerkte bis zum Jahresanfang 2004 nichts.

Natürlich wollte ich umgehend Beratung, als ich es erfuhr. Der erste, den ich auswählte uns zu beraten, lehnte ab, da es sich ja nur um Cannabis handeln würde. So ging ich mit Michael also zum Dialog im ersten Bezirk. Dort riet man uns, zum Ganslwirt zu gehen. Mir war diese Stelle vollkommen fremd, der Berater beim Dialog klärte mich auch nicht auf. Außerdem bot er Michael an, eine Jugendgruppe von Drogenabhängigen kennen zu lernen. Mein Wunsch zu Therapiegesprächen wurde von Michael und vom Berater abgelehnt.

In dieser Zeit begann er besonders viele Cannabisprodukte und diese vor allem besonders häufig einzunehmen.

Bereits ab der ca. 5. Schulwoche im Schuljahr 2004/2005 war er kaum noch fähig aufzustehen. War besonders lustlos, zeitweilig auch extrem aggressiv und kaum noch in der Schule oder zu Hause zu sehen.

Michael war einverstanden mit einem Gespräch mit einem Beamten des polizeilichen Beratungsdienstes. Ich durfte natürlich nicht anwesend sein. Der Beamte meinte, ich müsse mir bei diesem gescheiten Jugendlichen überhaupt keine Sorgen machen, er würde niemals zu chemischen Drogen greifen. Der Beamte klärte Michael in diesem dreistündigen Gespräch über andere Drogen auf.

Folglich wurde er daraufhin neugieriger, andere Drogen zu probieren. Laut seinen Bekannten begann spätestens im Herbst 2004 der Konsum von Schwammerln, gefolgt von Ecstasy und Benzos.

Im November 2004 war er das erste mal mehrere Tage nicht zu Hause.

Ich suchte den Grünen Kreis auf. Michael bekam dort hin und wieder einen Gesprächstermin. Ich wurde in keiner Weise miteinbezogen, so beschloss ich mich der Angehörigengruppe anzuschließen. Dort erfuhr ich dann, welchen Weg Michael mit ziemlicher Sicherheit einschlagen würde. Mein Kampf begann.

Er hatte plötzlich kaum noch Kontakte zu seinen "Kifferfreunden" und schlief wo er eben unterkam, manchmal noch bei Freunden, oft im Flex, in abgestellten Zügen oder auf der Straße.

Bis Anfang Dezember kam er in halbwegs regelmäßigen Abständen zum Duschen und Umziehen nach Hause. Ich hatte ihn auch bereits in einem Krisenzentrum untergebracht, weil ich und meine Familie es nicht zulassen konnten, dass er bei uns Rauschgift einnimmt. Dort wollte er sich aber auch nicht eingliedern. Er brach das Gymnasium ab.

Anfang des Jahres 2005 war er für mich 2 Monate lang nicht auffindbar. Es kam zu den ersten Kontakten am Karlsplatz. Ich erfuhr aber immer wieder von Bekannten, dass er gesehen wurde, so wusste ich, dass er noch lebt.

Michael wurde immer wieder von der Polizei oder Rettung mitgenommen. Er war, nachdem ich ihn holte, immer für ein paar Stunden zu Hause, um sich auszuschlafen.

Im Februar 2005 hatte er den ersten Spritzenkontakt mit Substitol, die sofortige Folge davon war Hapatitis C, wir erfuhren das aber erst Mitte August. Beim Ganslwirt ging er bereits ein und aus. Dort bekam er völlig anonym seine sauberen Spritzen und von anderen Süchtigen gute Tipps, wie man am besten mit Drogen leben kann. Er war noch immer erst 15 Jahre alt. Es kam dort sicherlich ein ganzes Jahr zu keinem Gespräch mit den Mitarbeitern.

Wieder einige Kurzaufenthalte durch Überdosierungen in verschiedenen Spitälern, keines nahm ihn auf, da er sagte, er bräuchte das nicht. Ich hatte keine Chance, mein Kind irgendwo gegen seinen Willen unterzubringen. Den Ärzten waren die Hände gebunden, obwohl sie wussten, was passieren wird. Mir sagte man, gegen seinen Willen würden sie ihn nur dort behalten, wenn er sich selbst gefährde. Rauschgiftsucht bei Kindern ist anscheinend keine Selbstgefährdung.

Ich knüpfte die ersten Kontakte zum Rosenhügel. Die Ärzte vom Rosenhügel stellten durch Gespräche mit mir fest, dass Michael tatsächlich auf der Station bleiben solle. Mir wurde versichert, dass man einen Jugendlichen sehr wohl auch gegen seinen Willen aufnehmen könnte.

Frühling 2005
Ich hatte meinen Sohn wieder mehrere Wochen nicht gesehen und nichts von ihm gehört.

Eines Abends kam er nach Hause. Es kam wie immer zu einem klärenden Gespräch. Michael zog sich total unmotiviet in sein Zimmer zurück. Als ich wieder das Gespräch suchte, schrie er mich an, er würde sich jetzt umbringen. Ich rief die Polizei. Er wurde vom Amtsarzt auf die Baumgartner Höhe eingewiesen, das erfuhr ich 24 Stunden später. Dort behielt man ihn aber nicht, da es keine Jugendstation gäbe. Michael wurde direkt zum Rosenhügel überwiesen.

Auch dort fand das Gespräch wieder ohne mich statt. Danach stellte der Arzt fest, er sehe doch keine Notwendigkeit, Michael aufzunehmen. Ich verlangte seine Aufnahme. Er erklärte mir dann unter vier Augen, dass Michael es nicht wollte. Er war also noch immer nicht selbstgefährdet. Michael lief von dort aus weg.

Ganslwirt: Erst im Sommer 2005 fragten sie ihn zum ersten Mal wie alt er denn sei, es kam zu einem Gespräch, das auch niedergeschrieben wurde.

Monate vergingen, ich sah Michael 3 mal zwischendurch.

Mitte August bekam ich einen Anruf aus einem Krankenhaus. Er hatte extrem viel Cannabis und eine Überdosis Tabletten genommen. Er konnte aus Schwäche zwei Tage nicht stehen. Er wurde zum ersten Mal entgiftet. Dieses Erlebnis war für Michael der Wendepunkt, er wollte endlich und ehrlich weg von allen Drogen. Am fünften Tag wurde er wieder zum Rosenhügel überwiesen. Solange er in meiner Nähe war, war er mit einer Aufnahme einverstanden. Es kam, wie sollte es anders sein, zu einem Gespräch zwischen Michael und dem Arzt. Meine letzten Worte waren: "Ich verlange, dass er sofort aufgenommen wird, denn sonst wird er beim nächsten Mal tot sein." - Michael blieb nicht.

Von diesem Tag an war Michael zu Hause. Ich wusste: jetzt schaffen wir es. Er hielt sich daran, zu Hause nichts einzunehmen. Er war einverstanden, wieder zum Grünen Kreis und auf den Rosenhügel zu fahren, um seine Krankheit zu therapieren. Der Grüne Kreis war anscheinend nicht interessiert, da sie ihm keine Termine mehr gaben. Am Rosenhügel war er dann so alle paar Wochen einmal.

Er hat so um sein Leben gekämpft. Ich hatte ihn das erste Mal seit einem Jahr wieder Lachen sehen. Wir verstanden uns wieder sehr gut. Er griff endlich auch wieder zur Gitarre. Und half der gesamten Familie und Freunden wieder bei computertechnischen Belangen. Wir zogen vom 14. in den 6. Bezirk um. Ohne Michaels Hilfe wäre das kaum zu schaffen gewesen. Es schien, als wäre alles wieder so wie früher, nur die Sucht steckte noch in ihm.

Dreimal, musste ich ihn in diesen zweieinhalb Monaten, als er abends ausging, erinnern nach Hause zu kommen. Er begann auch wieder, ehemalige Schulfreunde zu treffen und alte Kontakte wieder aufzubauen, und er blieb der Rauschgiftszene fern.

Am 3. November kam er, nachdem er bei meiner Mutter im ersten Bezirk war, nicht mehr nach Hause, er war auch am Handy nicht mehr erreichbar.

Todesursache: Benzo und etwa vier Stunden später 200 mg Substitol iv, von einem Typen am Karlsplatz, den er erst einige Stunden vor seinem Tod kennen gelernt hat...

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